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Marlene Sattler mit Poster beim Berliner Methodentreffen 2023: Zum Diskurs über getötete Radfahrer*innen in Berlin Diskurses über getötete Radfahrer*innen in Berlin
July 28, 2023 - July 29, 2023
Ausgangspunkt: In Berlin formulieren Akteur*innen aus der Zivilgesellschaft im Dezember 2015 zehn Ziele für ein Radgesetz. Mit dem deutschlandweit ersten Mobilitätsgesetz, verabschiedet 2018, soll die Verteilung des öffentlichen Raumes gerechter gestaltet und nachhaltiger Verkehr gefördert werden.
Forschungsfragen: Vor diesem Hintergrund widmet sich das Promotionsvorhaben mit dem Arbeitstitel „Die Rolle des medialen Diskurses über getötete Radfahrer*innen – eine Diskursanalyse““ folgenden Fragen: Welche diskursiven Mechanismen (Hajer 2004) tragen zu einer Verschiebung des Diskurses über getötete Radfahrer*innen bei? Welche Ideen, Kategorien und Konzepte werden sichtbar? Welche Diskurskoalitionen (Hajer 2004) nutzen welche Argumente? Wer nimmt teil am Diskurs – womöglich auch durch Stille und Nicht-Teilnahme? Welche Strategien des institutional work (Lawrence & Suddaby 2006) können ausgemacht werden, die diskursive Mechanismen nutzen, wenn (nicht) über Getötete berichtet wird.
Methodik: Mittels der Argumentativen Diskursanalyse (Hajer 2004) wird die Berichterstattung von 62 tödlichen Unfällen in Berlin zwischen Sommer 2016 und Sommer 2021 in Form von Artikeln aus fünf Berliner Tageszeitungen, Polizeimeldungen sowie Pressemitteilungen zivilgesellschaftlicher Akteur*innen untersucht.
Ergebnisse: Erste Analysen deuten darauf hin, dass die Polizeimeldungen sich über den Untersuchungszeitraum nicht verändert haben. Es wird zudem angenommen, dass es zwei Diskurskoalitionen (Hajer 2004) gibt. Die Diskurskoalition „wütend und aktiv“ argumentiert, dass es für die Verkehrstoten Verantwortliche gibt, und dass Akteur*innen Handlungsmacht besitzen (Goddard et al. 2019). Die Diskurskoalition „traurig und passiv“ argumentiert, es sei individuelles Schicksal und Unglück, bei einem Verkehrsunfall zu sterben.
Anliegen der Posterpräsentation: Die Präsentation des Posters soll dem Austausch mit Interessierten dienen u.a. mit Fragen danach, welche Handlungsempfehlungen für Polizei und Medienschaffende sich ableiten lassen, um für einen sensibleren Umgang mit Sprache und Berichterstattung im Zusammenhang mit Verkehrstoten zu werben.
Kontakt: marlene.sattler@tu-berlin.de / https://www.experi-forschung.de/marlene-sattler