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Autofahrer steigen eher nicht um

"(...) Dauerhaft kostenloser ÖPNV wäre also bezahlbar, wenn man ihn finanziell priorisiert – aber wäre er überhaupt sinnvoll? Die Hoffnung ist, dass dann viele Menschen das Auto stehen lassen oder gar abschaffen würden. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen befürchtet sogar, dass Busse und Bahnen überfüllt und damit wieder unattraktiv werden könnten. Sophia Becker, Verkehrsforscherin am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung Potsdam, bereitet das keine Sorge: "Die Gefahr der Überlastung sehe ich nicht, höchstens auf einigen wenigen Strecken zur Rushhour", sagt Becker. "Vielerorts sind durch Homeoffice Kapazitäten in Bus und Bahn freigeworden."

Gleichzeitig macht sich Becker wenig Hoffnung, dass kostenloser oder günstiger ÖPNV viele Autofahrende zum Umstieg bewegen könnte. "Die Forschung zeigt, dass für die Fahrgäste die Qualität entscheidender ist als der Preis", sagt Becker. Soll heißen: Wenn man zu weit zur nächsten Haltestelle laufen muss, dort nur alle halbe Stunde ein Bus fährt, man bis zum Ziel zweimal umsteigen muss und doppelt so lange braucht wie mit dem Auto, ist das auch dann keine Option, wenn es günstig oder sogar gratis ist. Zumindest, wenn man keine gravierenden Geldsorgen hat. So teuer wie Sprit derzeit ist, wäre der Anreiz zwar größer als in normalen Zeiten. Allerdings will die Bundesregierung gleichzeitig die Verbraucher mit einem Tankrabatt entlasten, was Autofahren wieder attraktiver macht. (...)"

Sophia Becker im Interview mit Sören Götz in einem Beitrag für ZEIT ONLINE

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