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Insbesondere in Städten ist der öffentliche Raum eine knappe Ressource und unterschiedliche Nutzungen beanspruchen diesen Raum. In der inneren Stadt von Berlin verfügen weniger als die Hälfte der Haushalte über einen Pkw und der Großteil der täglichen Wege (82 %) wird zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt (Quelle: SrV 2013). Daher stellt sich die Frage, wie der öffentliche Raum im Rahmen der Verkehrswende gestaltet werden kann, um möglichst vielen Menschen zugute zu kommen und aktive Mobilität zu fördern.

Um die urbane Aufenthaltsqualität zu erhöhen, öffentliche Räume für die Stadtbewohner:innen zu schaffen und eine gesundheitsfördernde Fortbewegung zu ermöglichen, wurde im Rahmen von EXPERI eine Kreuzung in Berlin Charlottenburg für fünf Wochen im Herbst 2020 in einen Stadtplatz umgewandelt. Durch partizipative Formate und gemeinsame Gestaltungsaktivitäten wurde die Nachbarschaft dazu angeregt, eigene Ideen und Gestaltungswünsche einzubringen und umzusetzen. Die temporäre Transformation des öffentlichen Raums wurde mithilfe von qualitativen und quantitativen Methoden begleitet. Die Ergebnisse sind auf der DLR-Webseite im Detail dargestellt.

Meinung zum temporären Stadtplatz und zur Nutzung des öffentlichen Raums

In Bezug auf die generelle Aufteilung des öffentlichen Raums sind sich die Befragten in einer ersten Befragungswelle einig: Fußgänger:innen sollen am meisten Platz erhalten. So gaben 79 % der Befragten an, dass sie dem Fußverkehr am meisten Platz zugestehen, was sich beispielsweise mit einer Umfrage des ADAC in Großstädten deckt.  Hier stimmen 42 % der Befragten voll und ganz zu, dass die Flächen für den Verkehr in der Stadt zu Gunsten von Fußgängern und Fahrradfahrern neu verteilt werden sollten. Weitere 34 % stimmen dieser Aussage teilweise zu. (ADAC 2020).

Bei der konkreten Umgestaltung der Kreuzung in einen Stadtplatz für einen Testzeitraum von fünf Wochen sind die Meinungen divers: 42 % der Befragten haben eine positive und 13 % eine neutrale Einstellung genannt. Gleichzeitig sehen 43 % der Befragten den temporären Stadtplatz negativ und 2 % haben sich (noch) keine Meinung gebildet (siehe Abbildung). Ist mindestens ein Pkw im Haushalt verfügbar, fällt die Meinung zu einem temporären Stadtplatz weniger positiv aus als bei den Haushalten ohne eigenen Pkw. Dennoch zeigt sich, dass immerhin knapp die Hälfte der Befragten mit Pkw im Haushalt den Stadtplatz positiv bzw. neutral sehen. Besonders interessant ist die Abstufung anhand der Altersgruppen. Je älter die Befragten sind, desto stärker nimmt die positive Meinung über den Stadtplatz ab. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen bewerten mehr als zwei Drittel den Stadtplatz positiv, wohingegen in der Altersgruppe der 75-Jährigen und Älteren weniger als ein Drittel eine positive Meinung hat. Dies verdeutlicht, dass im Falle einer Umgestaltung insbesondere auch die Bedürfnisse älterer Menschen in den Blick genommen werden sollten, um im Rahmen einer intergenerationalen Stadtentwicklung Räume zu schaffen, die für eine Vielfalt an Menschen nutzbar sind.

Bewertung des temporären Stadtplatzes (Daten: DLR 2020)

Weitere Ergebnisse zur Nutzung des temporären Stadtplatzes, Gestaltungsideen für einen dauerhaften Stadtplatz und Sorgen der Anwohner:innen sowie zum Hintergrund der Befragung befinden sich auf der DLR-Webseite.

 

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